lost in a forest ♠♣♠
Montag, 30. Juni 2008
Je fais mon vélo.
Am 30. Juni 2008
Mein Fahrrad hat mir gleich zwei von diesen Augenblicke gebracht, die mich, direkt beim Geschehen, die Augen weit öffnen und wieder schließen lassen, um sich dann im Kopf zu verstecken und hin und wieder herauskommen, nur um meine Gedanken wenigstens für kurz zu erhellen.
Gestern, als ich zu meinem Fahhrad kam, lag ein gepflückter Blumenstrauß im Korb, weiß und gelb und die Blätter ineinander verflochten, so dass er nicht auseinanderfällt. Ob ihn wohl jemand gepflückt hat nur um jemand anderen, den er nicht kennt, zu erfreuen? Für mich jedenfalls war es ein Moment der allgemeinen Weltverwirrung, wenn etwas ganz anders geschieht als es geschehen sollte und das andere dann schnell in die Normalität intergriert wird, nur damit niemand merkt, dass die Welt gerade überhaupt nicht weiterwusste.
Und gerade eben bin ich mit dem Fahrrad nach Hause gekommen, es hat nur leicht getropft, aber eine Straße vor meinem Eingang hat eine Sturzflut begonnen. Ich konnte mein Gesicht nach oben halten und das Wasser über meine Stirn und in meinen Mund und auf meine nackten Schultern fließen lassen, so wie als ich ein kleines Kind war und vollkommen nackt beim Sommerregen durch den Garten meiner Oma gelaufen bin. Außerdem habe ich ganz laut und falsch dabei gesungen, weil ich sicher war, dass mich niemand hörte. Nur der Regen war da, der mich wenigstens ein bißchen rein gewaschen hat, wenigstens ein kleines Stück Gedanken, das ich nicht mehr haben wollte, so dass wieder ein bißchen Platz ist in meinem Kopf, der, so hoffe ich, für eine Woche anhalten wird, bevor er sich wieder füllt. Wenn nasse Kleidung nicht so kleben würd, würde ich jeden Tag durch den Regen fahren.

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Mittwoch, 25. Juni 2008
Die blaue und die rote und die silberne Pille.
Am 25. Juni 2008
Ich will mich ins Gras legen, nein mir ein Nest bauen mit Federn, tief unten in den Wurzeln eines Baumes. Dann würde ich mich hineinlegen und kein Bär käme um mich zu zerfleischen, kein Ton würde zu mir hindurchdringen, nur warme Feuchtigkeit und zarter Flaum um mich herum. Und dann würde ich Winterschlaf halten, über den Frühling hinaus und nur kurz im Sommer in die Sonne blinzeln, sich daran erfreuen, dass alles farbiger ist, auf die Äste klettern und sich in den Blätter verstecken und am Ende des Tages wieder zurückkehren. Dann würde ich mit wieder hinlegen und ein weiteres Jahr schlafen, mit dem Kopf voller Träume, mit einem Gehirn, das so schöne Illusionen erzeugen kann.
Slavoj Žížek sagt, er würde sich für die Matrix eine dritte Pille wünschen, neben der, die einen in der Fiktion weiter leben lässt und der, die einen in die Realität holt, noch eine, die einen die Realität in der Fiktion erkennen lässt.
So eine Pille würde ich mir auch wünschen, etwas, dass mir zeigt und beweist, dass meine Träume realer sind als die Realität und dass ich darin durchaus leben kann, ohne dass ich immer wieder die ereignislos dahinfließende Realität annehmen muss. Denn das, was ich in Träumen fühle, verschwindet am Morgen zu einem immer gleichen Ablauf, der steuerungslos und gedankenlos erledigt wird. Als ob mein "wahres" Leben, nur ein Traum wäre, denn heißt es nicht, imTraum könnte man nichts empfinden? Dabei ist es bei mir genau umgekehrt.

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Freitag, 13. Juni 2008
I want a lover I don't have to love.
Am 13. Juni 2008
Eine kurze Liaison mit Irgendwem, ohne viele Gefühle aufwenden zu müssen, nur um das Selbst ein wenig anzuheben, nur um sich für eine Weile zu beruhigen. Innehalten. Ausatmen. Eins. Zwei. Drei. Und dann wieder von der Verbindung lösen, keine Verpflichtungen eingehen, sich nicht aneinander gewöhnen müssen, sich nicht gegenseitig einbeziehen, in den Tag, in die Nacht, in die Träume. Zuneigung reicht, Zuneigung, die sowieso nach einiger Zeit verschwindet, ohne dass man sie vermisst oder sich an sie erinnert. Warum muss auch immer Alles so groß sein, so aufgeladen bis zum platzen, so überrinnend an Bedeutung und Sinn? Warum kann man nicht nur nebenbei ein bisschen, das würde genügen? Wie könnte ich auch etwas investieren, was ich nicht besitze, Enthusiasmus, Leidenschaft, die länger als für den Augenblick andauert, den Augenblick, den man verpasst, sich einen Lidschlag später daran erinnert, dass dies ja ein ganz besonders toller Augenblick war, den man möglichst im Gedächtnis behalten sollte, wenn man noch was von seinen Erinnerungen haben möchte, wenn das Jetzt schon alle Erwartungen enttäuscht. Ich will eine Liaison, die genau so lange andauert, dass sie mich nicht langweilt oder nervt, die genau so lange andauert, dass mein Gedächtnis sie als guten Augenblick abspeichern kann.
Oder vielleicht wäre es doch am Besten, wenn Jeder Jemanden zugewiesen bekommen würde, ohne Recht auf Umtausch, mit dem er den Rest seines Lebens verbringen muss, dann wäre alles wunderbar vorherbestimmt und ich müsste nicht daran verzweifeln, dass ich es nie lange mit jemandem aushalte, dass man alle nach ein paar Tagen kennt und es einfach aufhört interessant zu sein.
Ich verstehe nicht, wie man jemanden lieben kann, den man kennt.

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Dienstag, 10. Juni 2008
I dreamt of a fever.
Am 10. Juni 2008
Wenn ich träume, jede Nacht, jeden Tag, immer wenn ich die Augen schließe, träume ich.
Am Tag ist es das Kleine, das im Gedächtnis bleibt und um das herum eine Geschichte geformt wird, um den Stift, der auf dem Tisch liegt, um das Blatt Papier, auf das er geschrieben hat, um leeres, weißes, das darauf wartet Worte zu bekommen. Es ist das Polster im Bus, der Tisch in der Arbeit, das Gras im Park, das Licht durch das Glas in der Uni, es sind die Worte, die aus dem Satz gelöst, zu etwas Neuem werden, einen neuen Inhalt formen, etwas Unerwartetes, etwas von dem man nie geglaubt hat, dass es möglich ist. Am Tag ist es nur ganz kurz, ein Zwischenschub, der kurz die Realität auflöst und sich dazwischen setzt, als wäre er eine berechtigte Episode und dabei ist er ein Polster, der ganz kurz den Raum des Wirklichen auseinander schiebt. Sofort wird wieder vergessen was war und ich werde mir wieder meines Körpers bewusst, meines Kopfes, der kurz und unmerklich ein wenig zur Seite genickt ist. Dann straffe ich mich wieder unnatürlich, erweitert, als könnte ich den Moment der Irrealität ausgleichen und nichtig machen. Wenn es für manche ein Ärgernis ist, ist es für mich eben der Augenblick, die Ansammlung der Augenblicke, die das wahre Leben erträglich machen. Denn nur die Sonne auf den Oberarmen und das Rauschen der Autos und das Klicken des Schlosses wenn man den Schlüssel umgedreht hat, nur die Taube, die zu fett ist zum hinfort fliegen, nur der schlechte Kinofilm, der als Meisterwerk angepriesen wurde, nur diese kurzen Aufmerksamkeiten, dringen nicht ganz zu mir durch und wenn sie es tun, verflüssigen sie sich und verdampfen und hinterlassen keine Narbe in den Windungen des Kopfes, nicht einmal eine Druckstelle. Es müssen schon die geträumten Dinge sein, die wenigen Sekunden die mich in eine Surrealität führen, die nicht ganz klar, nur verschwommen sind und sich doch irgendwo hinten, über dem Nacken festsetzten.
Denn mir scheint zur Zeit hat das Leben aufgehört belebende Wirkung bei mir zu hinterlassen, wenn ich mich freue, dann ist es ein kurzes aufflackern, das erlischt und wenn ich traurig bin, dann ist es nur ein Gewicht hinter den Augen, das ich ganz schnell auflösen will. Wenn sich etwas hinterlässt von dem Echten, dann nur weil ich mir eine Geschichte dazu ausdenke, weil ich es so behandele als sei es ein Traum, dann versuche ich mit offenen Augen schlafzuwandeln und mir vorzutäuschen, ich träumte. Meistens gelingt es mir.
Doch das Einzige, was wirklich und Wahrhaftig in mir bleibt, vielleicht nicht mit seinen ganzen Ereignissen, aber mit seinen Gefühlen, ist der Traum der Nacht. Dort ist immer alles ganz anders, geheimnisvoll und voll an Inhalt. Es ist aufgesaugt mit Bedeutung und Versteck, etwas das einem nicht direkt zeigt, wie die reale Welt, sondern etwas, das man erst entdecken, auffalten und berühren muss, etwas, das mich erschauern und weinen lässt, etwas, das mich schweben lässt. Im Traum der Nacht ist alles zweideutig und kann nicht genau erforscht werden, im Traum der Nacht, kann man nie direkt sehen, man muss sich immer eine Vorstellung von dem Gesehenen machen, im Traum der Nacht gibt es eine Aufgabe, die zu erledigen ist und die nie erreicht werden kann, egal wie viel geschieht, im Traum der Nacht hat alles einen Sinn, der nicht ans Leben gekoppelt ist, im Traum der Nacht hat das Leben keine Bedeutung, ich kann alles tun und kann gar nichts schaffen. Ich Traum der Nacht kann ich vieles, was ich in der Realität erfolglos versuche.
Im Traum der Nacht kann ich so etwas wie lieben. In der Realität bin ich genervt, wenn ich jemanden sehe, genauso schnelle gelangweilt wie von mir selbst, nur das ich den anderen loswerden kann, denn mich muss ich behalten. Ich frage mich wieso ich mein ganzes Leben nie geliebt habe, wieso ich nie verleibt war, wieso ich nie geschwärmt habe, wieso ich mich in jedes Gefühl hineinsteigern musste, wieso jedes vorgetäuschte Gefühl sofort verschwand, wenn ich mit demjenigen sprach, wieso ich nicht bereit bin eine Persönlichkeit als einen Teil von mir anzunehmen, oder wenigstens noch dann jemanden zu mögen, wenn ich ihn kenne.. Ich bin nicht dahinter gekommen und will auch gar nicht anfangen von Liebe zu sprechen, wenn ich nicht fähig bin jemand mir allen Sinnen zu mögen, mich zu freuen jemanden zu sehen und mit ihm zu sprechen. Im Traum der Nacht hatte ich mich unlängst verliebt, als ich jemanden sah, nur ganz unklar aus den Augenwinkeln heraus aber wenigstens war er da, es hat immerhin ein Treffen angedauert, als ich nach Hause fuhr, verschwand es wieder aber ich weiß, dass es gewesen war. Kann man so ein Gefühl in die Realität überführen? Ein Gefühl als zerreiße es mein Herz? Und woher weiß ich, dass es auch ein real mögliches Gefühl ist? Will ich das überhaupt wissen? Eigentlich nicht. Für Jetzt will ich nur weiterträumen, denn eine Realität, die mein Herz und meinen Verstand berühren würde, ist nicht in Sicht.

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Sonntag, 1. Juni 2008
True love will find you in the end.
Am 01. Juni 2008
oh...

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